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Anregungen für das künftige Stadthaus: „Funktional, nicht repräsentativ“

In zwei Jahren erfolgt auf dem künftigen Bürgercampus an der Werse der Spatenstich für ein neues Stadthaus. Das Verwaltungsgebäude tritt dann an die Stelle des maroden Rathauses, so wie es der Rat der Stadt Ahlen beschlossen und die Bürgerinnen und Bürger in einem Entscheid bestätigt haben.

15 Planungsbüros bringen zurzeit Entwürfe aufs Papier, wie nach ihren Vorstellungen ein zeitgemäßes Gebäude für Verwaltungsbeschäftigte aussehen sollte. Am 17. Dezember prämiert dann ein mit namhaften Architekten und Planern besetztes Preisgericht die eingereichten Vorschläge.

Grundlage des Wettbewerbs sind unter anderem Diskussionsbeiträge, die im Rahmen der digitalen Bürgerbeteiligung im Sommer geleistet worden sind. Der Trend dessen, was sich die Bürger wünschten, sei eindeutig, sagt ZGM-Leiter Florian Schmeing: „Eher funktional, nicht repräsentativ.“ Nachhaltigkeit und eine Ressourcen schonende Bauweise seien für die meisten Teilnehmenden die bestimmenden Faktoren gewesen. Ebenso sei verlangt worden, dass sich das Stadthaus städtebaulich einfügt. „Ein Gebäude mit Alleinstellungsmerkmal und Identifikationspotenzial wurde hingegen nicht favorisiert.“ Stattdessen hielten die Diskutanten flexible und anpassbare Grundrisse, die variable Nutzungen erlauben, für wichtig. Variabilität bekommt Bedeutung vor dem Hintergrund der Digitalisierung, die zunehmend Home-Office und Online-Service der Verwaltung fördert. Nicht alle Dienstleistungen müssen dann mehr zwingend im Stadthaus erbracht werden.

Der neue Verwaltungssitz solle auch zu einem Ort der Bürger werden, etwa über eine offen zugängliche Dachterrasse. Was Schmeing sehr gefreut hat, war der Wunsch nach einem Raum, der Schulklassen und Bürgergruppen zur Verfügung steht, um Politik zu visualisieren und Mitwirkung zu ermöglichen. Eine große Rolle spielte zudem die häufig genannte Werse, die durch eine Freitreppe an den Bürgercampus angeschlossen werden sollte. In den Augen vieler sei sie qualifiziert als Erholungsort mit Café, Freizeit- und Spielplatz, aber auch als Zone zum Einkaufen. Naturnahes „Urban Gardening“ wäre geeignet, den Flusslauf zu beleben.

Erwartungsgemäß polarisiert hat die Frage der Parkplätze. „Da gab es viel Für und Wider“, so Schmeing. Das Thema sei zugespitzt diskutiert worden, trennte die Teilnehmenden in zwei klare Lager. Bürgermeister Dr. Alexander Berger lobt den Verlauf der Diskussion insgesamt. „Durch die Bank kreativ und sachlich, nichts musste gelöscht werden, überhaupt keine aggressive Stimmung.“ Für ihn zeige dies, dass die Bürgerschaft das Projekt nicht mehr emotional sondern konstruktiv betrachte. Rund 1300 Besuche verzeichnete die Aktionsseite im Internet. Auf 36 Einträge folgten 60 Kommentare. Öffentliche ausgestellt werden die Ergebnisse des Wettbewerbs ab Januar 2021. Einem möglichen Missverständnis tritt Berger vorsichtshalber entgegen: „Der erste Preis wird nicht automatisch heißen, das wird’s.“ Am Ende müsse der Rat entscheiden, auch nach weiterer Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger.

Wie geht es weiter?
Die prämierten Büros werden im Anschluss an den Wettbewerb zu einem Verhandlungsverfahren aufgefordert. Vier Wochen haben sie dann Zeit, eine Präsentation für die noch zu bildende Bewertungskommission zu erstellen. Neben dem Entwurf gehen in die Bewertungsmatrix Aspekte wie die Organisation und Leistungsfähigkeit des Büros sowie - ganz wesentlich – die Honorarvorstellungen ein. Im Ergebnis gehen Entwurf, die Organisations- und Leistungsfähigkeit sowie die Höhe des Honorars in eine Gesamtwertung ein, aus welcher sich der zukünftige Partner für den Neubau des Stadthauses ergibt.

Dessen Entwurf wird dann intensiv in den Gremien des Rates (Ausschüsse) unter Beteiligung der Bürgerschaft diskutiert. Die Vorentwurfsplanung ist nicht abschließend. Im Diskussionsprozess funktional für notwendig erkannte oder gestalterisch gewünschte Veränderungen fließen bis zum Baubeschluss in die Architektur ein. Der neue Bürgercampus aus Stadthaus und multifunktionalem Bürgerforum soll nach jetzigem Planungsstand Ende 2025 fertiggestellt sein. 

Foto: Florian Schmeing und Dr. Alexander Berger stellten den weiteren Verfahrensablauf vor.

Florian Schmeing und Dr. Alexander Berger stellten den weiteren Verfahrensablauf vor.