Als sogenannter Bürgercampus sollen beide Neubauten an der Westenmauer errichtet werden, dort wo heute noch die Altgebäude aus den 1970er-Jahren stehen. Einen entsprechenden Beschlussvorschlag unterbreitet die Stadtverwaltung in einer Ratsvorlage, die Berger zusammen mit Stadtbaurat Andreas Mentz und Stadtkämmerer Dirk Schlebes am Freitag vorgestellt hat. „Transparent und offen“, so Berger, sei jede Zahl bis ins Detail gerechnet worden.
„Mit diesem Vorschlag positionieren wir uns, welcher Plan aus Sicht der Verwaltung favorisiert wird“, sagte Berger in einem Pressegespräch am Vormittag. Nach Abwägung sämtlicher Interessen sei die Umsetzung des Plans B (Neubau) gegenüber dem Plan A (Sanierung) nachhaltig und finanziell vernünftiger. Auch unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen und funktionalen Aspekte sei Plan B der richtige. Ein wesentliches Ergebnis, das für einen Neubau spricht: „Bei den Nutzungskosten über 30 Jahre liegt der Vorteil bei 9 Millionen Euro brutto.“
Ermöglicht habe die Option einer Neubauvariante am bestehenden Standort die Entscheidung des Heimatministeriums, wonach das Ahlener Rathaus kein Denkmal ist, erinnerte Berger. Stadthaus und Bürgerforum würden am westlichen Eingangstor zur Stadt eine städtebauliche Bereicherung bewirken. Die Beschlussvorlage „Bürgercampus der Stadt Ahlen“ sei mit über eintausend Seiten eine der größten, die die Stadt auf den Weg gebracht habe. „Das ist im Hinblick auf Bedeutung und finanziellen Aufwand auch gerechtfertigt“, so Berger.
Kernverwaltung bleibt gebündelt in der Innenstadt
Stadtbaurat Andreas Mentz hält das jetzt vorgelegte „Arbeitsergebnis“ für keine Überraschung. Gegenüber dem, was bereits auch im Bürgerdialog im letzten Oktober besprochen worden sei, habe sich nichts verändert. „Dieser Standort ist der richtige und beste“, bekräftigt Mentz. Künftig soll die Stadtverwaltung mit ihrer Kernverwaltung im Stadthaus ansässig sein, die Ahlener Umweltbetriebe ziehen in den zurzeit entstehenden Baubetriebs- und Wertstoffhof am früheren Güterbahnhof. Für die Bürgerinnen und Bürger gebe es damit zwei zentrale Anlaufstellen.
Mit einem Neubau lasse sich laut Mentz „pragmatisch auf heutige und zukünftig erkennbare Bedürfnisse flexibel reagieren.“ Im Gegensatz zum heutigen Rathaus könnten in einem Neubau „Teilbereiche eigenständig abgeschottet funktionieren“, was etwa Vermietungen an Dritte ermögliche. Zu deutlichen Kostenersparnissen führe die Reduzierung von jetzt 14.000 Quadratmeter Fläche im bestehenden Rathaus auf nur noch 8450 erforderliche Quadratmeter im neuen Stadthaus. Vorteile sieht Mentz auch im Neubau eines Bürgerforums. „Heute gängige Möglichkeiten wie ansteigendes Gestühl für die bessere Sicht sind in der Stadthalle nicht zu machen.“ Ebenso gebe es bei der Barrierefreiheit im Falle einer Sanierung immer Kompromisse, im Plan B sei diese uneingeschränkt erreichbar.
„Finanziell leistbar“
Für „finanziell leistbar“ hält Kämmerer Schlebes den Bau des Bürgercampus. Sanierung oder Neubau schlügen beide mit rund 60 Millionen Euro Investitionen zu Buche. Bei einem angenommenen Zins von 2,5 Prozent und dreißigjähriger Zinsbindung werde der Haushalt im ersten Jahr mit 3,5 Millionen Euro belastet, in jedem weiteren Jahr verringere sich die Last um jeweils 50.000 Euro. „In den Jahren 2019 bis 2022 erwarten wir im Finanzhaushalt Überschüsse von 5,1 bis 7,4 Millionen Euro“, so Schlebes. Diese Überschüsse übersteigen nicht nur die für die Rathausfinanzierung erforderlichen Mittel, die Stadt behalte auch ausreichend Spielraum, zusätzlich ohne Neuaufnahme Altkredite zu tilgen. „Das haben wir zusammen mit der NRW.Bank sehr konservativ gerechnet“, verweist Schlebes auf ein Zinsniveau, das sich derzeit am Finanzmarkt bei tatsächlich weniger als einem Prozent bewege.
Fragen und Bürgerdialog
Die Beratungsfolge zum „Bürgercampus der Stadt Ahlen“ sieht vor, dass der Rat der Stadt Ahlen am 4. Juli einen Beschluss für den Neubau trifft. Die Beschlussvorlage (VO/1452/2019) können interessierte Bürgerinnen und Bürger hier einsehen. Ab Montag wird auf der Homepage auch eine FAQ-Liste mit häufigen Fragen und Antworten veröffentlicht. Fortlaufend wird sie ergänzt, unter anderem aufgrund von Fragen, die an die Stadtverwaltung gerichtet werden können.
Hierfür hat die Stadt zwei Wege eingerichtet: Telefonisch unter der Rufnummer 02382 59555 und per E-Mail unter der Adresse rathaus@stadt.ahlen.de. Antworten sollen, so das Ziel der Stadt, möglichst innerhalb von 48 Stunden gegeben werden. Zu einem Bürgerdialog über das Vorhaben lädt die Stadt Ahlen alle Bürgerinnen und Bürger am Samstag, 1. Juni, in die Stadthalle ein. Weitere Informationen hierüber folgen.