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Gegen Benachteiligung und für ein Miteinander – „Woche der Brüderlichkeit“

Die „Woche der Brüderlichkeit“ findet in diesem Jahr wieder überwiegend mit Präsenzveranstaltungen in Ahlen statt. Unter dem Motto „Fair Play - jeder Mensch zählt“ wechseln sich bis zum 22. März Vorträge, Diskussionen, Filmvorführungen, Ausstellungen und Lesungen in Erinnerung an die Gräueltaten des Nationalsozialismus sowie zur Verständigung zwischen unterschiedlichen Religionen und Kulturen ab.

Den Auftakt macht am Sonntag, 6. März, um 17 Uhr im Goldschmiedemuseum die Schriftstellerin Lena Gorelik. Sie liest zur Eröffnungsveranstaltung aus ihrem autobiographischen Roman „Wer wir sind". Darin zeigt die Autorin, dass die Identität stark wird im Zwiespalt zwischen Stolz und Scham, Eigensinn und Anpassung, Fremdsein und allem Dazwischen. In Goreliks Roman emigriert ein Mädchen 1992 mit den Eltern, der Großmutter und ihrem Bruder von St. Petersburg aus nach Deutschland, in die Freiheit. Was sie dafür zurücklässt, sind ihre geliebte Hündin Asta, die Märchen-Telefonnummer und fast alles, was sie mit Djeduschka, Opa, verbindet – letztlich ihre Kindheit. Im Westen merkt die Elfjährige, dass sie jetzt eine andere und „die Fremde“ ist. Zur Eröffnung spricht Bürgermeister Dr. Alexander Berger. Musikalisch umrahmen wird die Eröffnung das Kammermusikensemble der Pauluskirche.

Die Veranstaltungen in Ahlen initiiert das „Forum Brüderlichkeit“, dessen Mitglieder seit vielen Jahren mit viel persönlichem Engagement einen wertvollen Beitrag zur Erinnerungsarbeit in Ahlen leisten. „Ihnen und allen Beteiligten gilt mein Dank“, sagt Bürgermeister Berger. Das Prinzip „Fair Play“ gelte nicht nur im Sport, sondern sei an allen Orten der Begegnung erforderlich. „Insbesondere da, wo Antisemitismus und Rassismus, aber auch andere Formen der Benachteiligung besonders herausfordern.“ Hier gelte es Gesicht zu zeigen und aktiv zu werden, um sich für ein respektvolles und gleichberechtigtes Miteinander einzusetzen. In Ahlen setzt die „Woche der Brüderlichkeit“ ein Zeichen für die Bedeutung der Erinnerungskultur und gegen das Vergessen. Die „Woche der Brüderlichkeit“ wird in diesem Jahr zum 30. Mal vom Forum Brüderlichkeit vorbereitet und geplant. Im Forum sind seit vielen Jahren die weiterführenden Ahlener Schulen, die Kirchengemeinden sowie die Familienbildungsstätte (FBS) und die Volkshochschule (VHS) aktiv.

Da die Woche der Brüderlichkeit in Ahlen traditionsgemäß schon sehr umfangreich ist und zahlreiche Veranstaltungen über mehr als zwei Wochen angeboten werden, hat das Forum bewusst auf eine besondere Jubiläumswoche zum 30jährigen verzichtet. „30 Jahre Erinnerungskultur in dieser Tradition sprechen für sich“, meint VHS-Leiterin Nadine Köttendorf. Im Zentrum der „Woche der Brüderlichkeit“ sollte die Verständigung zwischen Menschen stehen, insbesondere die jüdisch-christliche Verständigung und weniger die Geschichte von Erinnerungskultur an sich. FBS-Leiter Lars Koenig ist froh, dass in diesem Jahr wieder Präsenz hergestellt ist. „Trotz der gut besuchten Online-Angebote im letzten Jahr leben die Veranstaltungen von Fragen, aktiver Auseinandersetzung und der persönlichen Begegnung. Mit der gebotenen Vorsicht und unter Einhaltung aller aktuell geltenden Corona-Schutzmaßnahme sind wir zuversichtlich, dass die Veranstaltungen stattfinden können.“

Die „Woche der Brüderlichkeit“ findet statt in Kooperation mit: Berufskolleg St. Michael Ahlen, Bischöfliches Gymnasium St. Michael Ahlen, Cinema Ahlen, Ev. Kirchengemeinde Ahlen, Fritz-Winter-Gesamtschule, Interreligiöses Museum im Goldschmiedehaus, Jüdische Gemeinde Münster, Kath. Kirchengemeinde Ahlen, Mayersche Buchhandlung Sommer, Stadt Ahlen, Stadtbücherei Ahlen, Städtisches Gymnasium, Städtische Gesamtschule, Vorlesepaten der Leitstelle „Älter werden in Ahlen“.

Um Anmeldung zu den Veranstaltungen wird gebeten unter www.vhs-ahlen.de/woche-der-bruederlichkeit/.

Programm als Flyer

Die Programmübersicht kompakt:

So, 06.03., 17.00 Uhr, Interreligiöses Museum
Eröffnungsveranstaltung mit Lena Gorelik: Wer wir sind

Mo, 07.03., 19.00 Uhr, Cinema Ahlen
Filmvorführung: Kiss me kosher

Di, 08.03., 16.00 Uhr, Altes Rathaus
Lehrerfortbildung: Zur Geschichte der Juden in Ahlen

Di, 08.03., 16.30 Uhr, Online-Veranstaltung
Online-Vorlesestunde: Wim Wiesel und der große Sturm

Di, 08.03., 19.00 Uhr, JuK-Haus Ahlen
Szenische Lesung Tim Pröse: Eine Hommage an Sophie Scholl

Do, 10.03., 16.30 Uhr, Online-Veranstaltung
Online-Vorlesestunde: Tut mir leid, kleiner Uhu

Sa, 12.03., 10.00 Uhr, Ahlen
Öffentliche Führung: Auf den Spuren der Juden in Ahlen

So, 13.03., 16.00 Uhr, FBS Ahlen
Tanzworkshop: "Hewenu shalom aleichem" - Tänze aus Israel

Mo, 14.03., 19.00 Uhr, Cinema Ahlen
Filmvorführung: Plan A – Was würdest du tun?

Di, 15.03., 16.30 Uhr, Online-Veranstaltung
Online-Vorlesestunde: Neun Zaubersteine für meine Freunde

Di, 15.03., 19.00 Uhr, Heimatmuseum Ahlen
Lesung: Antisemitismus - eine deutsche Geschichte

Mi, 16.03., 19.00 Uhr, Altes Rathaus
Vortrag: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Do, 17.03., 16.30 Uhr, Online-Veranstaltung
Online-Vorlesestunde: Karl Kunterbunt

So, 20.03., 16.00 Uhr, FBS Ahlen
Lesung mit Musik: Chassidische Geschichten

Mo, 21.03., 19.00 Uhr, Cinema Ahlen
Filmvorführung: Crescendo

06.03. bis 20.03., Ahlen
Ausstellung: 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

07.03. bis 25.03., Stadtbücherei Ahlen
Literaturausstellung zur Woche der Brüderlichkeit

Di, 22.03., 18.00 Uhr, Online-Veranstaltung Vortrag: Antisemitismus im Zuge der Corona-Proteste
Termine nach Vereinbarung
Lesung für Schulen: Therese Münsterteicher

Foto: Lena Gorelik (Foto: Charlotte Troll)

Lena Gorelik (Foto: Charlotte Troll)


Foto: Filmplakat „Kiss me kosher“

Filmplakat „Kiss me kosher“


Foto: Veranstaltung „Hommage an Sophie Scholl"

Veranstaltung „Hommage an Sophie Scholl"