Kürzlich überreichte Landrat Dr. Olaf Gericke dem Schiedsmann; Innungsmitglied, Sportvereinsvorsitzenden und Kommunalpolitiker die hohe Auszeichnung im Kreishaus in Warendorf. Ahlens Bürgermeister Dr. Alexander Berger nahm ebenfalls an der Feierstunde teil.
Landrat Dr. Gericke hob hervor, dass die Gesellschaft ihren Dank für das jahrzehntelange Engagement für das Gemeinwohl durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes ausdrückt. „Sie haben sich über Jahrzehnte für die Menschen in Ahlen und im Kreis Warendorf eingesetzt. Heute ist der Tag gekommen, um ‚Danke‘ zu sagen.“
Neumanns Engagement war vielfältig. Er schlichtete als langjähriger Schiedsmann Streit, wirkte im Gesellen- und Umschulungsausschusses der Maler- und Lackierer-Innung, gab den Anstoß für die Gründung des Judo Club 74 Ahlen e. V. und setze sich für die Städtepartnerschaft mit der Stadt Differdingen in Luxemburg ein. Des Weiteren war Neumann Mitglied des Kirchenvorstandes der St. Josef Kirchen in Ahlen und von 1979 bis 1984 Mitglied des Kreistages.
Bürgermeister Dr. Berger: „Wir in Ahlen dürfen uns freuen, Sie als Bürger unserer Stadt zu wissen. Denn Ihr Einsatz für die Anliegen der Menschen und den Erhalt des Rechtsfriedens macht Ahlen besser. Sie stellen sich den Konflikten, wo andere womöglich genervt wegschauen und Streitigkeiten die Sache anderer Leute sein lassen.“
Rede von Bürgermeister Dr. Alexander Berger anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes für Helmut Neumann:
Sehr geehrter Herr Neumann,
liebe Frau Neumann,
Herr Landrat Dr. Gericke,
verehrte Gäste.
Es ist mir eine außerordentliche Freude, Ihnen, lieber Herr Neumann, zur Verleihung einer der höchsten Auszeichnungen gratulieren zu dürfen, die die Bundesrepublik Deutschland zu vergeben hat. Dieses Kreuz ist keine Bürde, sondern ein Ausdruck von Würde. Tragen Sie es bitte mit stolz erhobenem Haupt und dem begründeten Gefühl, dass die Gesellschaft Ihnen für jahrzehntelanges Engagement im Ehrenamt zu Dank verpflichtet ist.
Wir in Ahlen dürfen uns freuen, Sie als Bürger unserer Stadt zu wissen. Denn Ihr Einsatz für die Anliegen der Menschen und den Erhalt des Rechtsfriedens macht Ahlen besser. Sie stellen sich den Konflikten, wo andere womöglich genervt wegschauen und Streitigkeiten die Sache anderer Leute sein lassen. Nichts und niemand zwingt Sie dazu, Kontroversen zu schlichten. Sie könnten stattdessen auch mit Ihrer Frau (Familie) den Ruhestand genießen. Aber das wäre Ihnen zu wenig.
Meine Damen und Herren, Helmut Neumann treibt der Sinn nach Gerechtigkeit.
Und wo diese nicht zu erreichen ist, möchte er doch zumindest dem Recht zum Sieg verhelfen. Seit 37 Jahren gelingt es ihm, als Organ der Rechtspflege den Menschen gerecht zu werden.
Dass er dabei immer den richtigen Ton trifft, liegt vielleiht auch an seinem Beruf, oder besser: seiner Berufung. Als Meister der Maler und Lackierer ist es ihm sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen, immer den richtigen Ton zu treffen. Nicht akustisch, aber auf der Farbpalette. Kein grober Quast, sondern der feine, subtile Pinselstrich lässt ein Werk gelingen. Für ihn als Maler gibt es nicht nur Weiß oder Schwarz. Die Mischung machts, die unzähligen Abstufungen zwischen den Farbtönen.
So wie früher in seinem langen Berufsleben auch kein Kundenwunsch wie der andere war, so unterscheiden sich auch am Schlichtertisch die Sorgen und Probleme der aufeinandertreffenden Menschen. Dann kommt Helmut Neumann die Erfahrung zugute, exakt herauszufinden, wo eigentlich die Schwierigkeiten liegen und welche Lösungen sich anbieten. Oder, um noch einmal das Bild zu bemühen: Er fixiert mit scharfem Auge und greift dann zum feinen Pinsel, nicht zur breiten Rolle.
Lieber Herr Neumann, ganz bestimmt werden nicht alle Ihrer Klienten immer glücklich sein mit den getroffenen Schiedssprüchen. Dabei ist es eben wie bei jedem guten Kompromiss. Wenn am Ende beide Parteien auf etwas verzichten müssen und ihren Kopf nicht durchsetzen, dann ist es ein gutes Ergebnis. Sie haben stets die Regeln befolgt, die einen guten Verhandler ausmachen. Ihre Ausgeglichenheit zogen Sie aus dem Sport, wo Sie als Judoka Ihre Gegner auf die Matte legen durften.
Am Tisch behandelten Sie alle Parteien mit dem gleichen Respekt. Mit Humor und Verschmitztheit gaben Sie in mancher Verhandlung den entscheidenden Anstoß zur Wende, wenn sich Positionen festgefahren hatten und nichts mehr zu gehen drohte.
Das sichere Urteilsvermögen rührt auch von Ihrem beachtlichen politischen Engagement her. Als Vorsitzender des Rates weiß ich, wie anspruchsvoll das Ringen um Entscheidungen ist. Selbst nach langer und intensiver Beratung bleiben häufig Restzweifel übrig. Die Dinge müssen aber in einer funktionierenden Demokratie entschieden werden, auch wenn gelegentlich ein mulmiges Bauchgefühl bleibt. Im Rückblick stellen wir dann aber doch in aller Regel fest, dass wir die richtigen Beschlüsse zum Wohle der uns anvertrauten Menschen gefasst haben. Das gilt im Kreistag, das gilt im Stadtrat und das gilt im Schiedsverfahren.
Was mir in Ihrer Vita neben allen anderen herausragenden Momenten gut gefällt, ist Ihr Interesse an den Städtepartnerschaften. Die Verständigung unter den Nationen ist gerade in diesen Zeiten ein hoher Wert, den wir mit allen Mitteln fördern und wertschätzen sollten. Sie waren einer der Pioniere unserer Partnerschaft zu Differdingen in Luxemburg. Möglicherweise gelingt es uns ja, zum kommenden Stadtfest in einem Monat den Kontakt mit der Differdinger Delegation herzustellen.
Lieber Herr Neumann, bleiben Sie so aktiv wie wir Sie kennen und mögen. Für Ahlen ist es eine Ehre, Ihren klugen Rat nutzen zu dürfen. Gleichwohl wollen wir alles tun, damit Sie künftig Ihrer Familie noch mehr zur Verfügung stehen. Ich beglückwünsche Sie zu dieser Auszeichnung. Weiterhin beste Gesundheit und viel Freude am Amt.