Er sieht vor, das aus den 1970er-Jahren stammende Ensemble aus Rathaus und Stadthalle zu entfernen und an seiner Stelle ein multifunktionales Bürgerforum mit Stadthaus für die Verwaltung zu errichten.
Zu Beginn der Aussprache im Rat verlangte Berger „eine Entscheidung, die keine unverantwortbaren Lasten auf nachfolgende Generationen schiebt.“ Er berichtete von hunderten Jugendlichen, die am Vormittag auf dem „Klimaaktionstag“ der städtischen Schulen und Kitas für besseren Klimaschutz demonstriert und gute Beispiele dafür vorstellten, wie in ihren Einrichtungen Energie effektiv eingespart wird. Mit der Neubauentscheidung könne auch der Rat „einen bemerkenswerten und nachhaltigen Beitrag zu Klimaschutz und Generationengerechtigkeit leisten.“ Nur reden allein reiche nicht. „Wir dürfen uns nicht mehr durchgehen lassen, was in einem anderen Zusammenhang der Soziologe Ulrich Beck als `Verbale Aufgeschlossenheit bei gleichzeitiger Verhaltensstarre` bezeichnet hat“, so Berger. „Die Zeit ist reif zu handeln, jetzt.“
Wenn der Rat ein Votum treffen wolle, das ernsthaft die Belange folgender Generationen berücksichtigen will, dann komme er am Klimaargument nicht vorbei. „Die Ihnen vorliegenden Zahlen sind aussagestark: In der Bilanzierung der Kohlendioxidäquivalente schneidet bei einer Betrachtung über dreißig Jahre ein Neubau signifikant besser ab: 15.000.000 Kilogramm CO2 stehen 35.000.000 Kilogramm CO2 im Sanierungsfall gegenüber.“ Zugleich lägen die Betriebskosten eines Neubaus im selben Zeitraum um rund 9 Millionen Euro unter denen eines sanierten Rathauses. Beides seien für den Bürgermeister Schlüsselzahlen, die eine rationale Entscheidung nach Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Umweltschutz nur für den Plan B erlaubten.
Die zu treffende Entscheidung müsse ausdrücken, dass dem Rat der Stadt Ahlen das Wohl und die Interessen seiner Bediensteten nicht gleichgültig sind. „Einen beträchtlichen Teil ihrer Lebenszeit verbringen sie in städtischen Gebäuden. Unserer Fürsorgepflicht als Dienstherr ist es geschuldet, ihnen das Arbeiten unter auskömmlichen Umständen zu ermöglichen.“ In einer Personalversammlung verlangten Ende Mai 262 Beschäftigte bei 8 Gegenstimmen die Neubaulösung.
Berger zeigte Verständnis für Bürgerinnen und Bürger, die im bestehenden Rathaus Stadtidentität sehen. „Zu einer städtebaulichen Dominante mag das Rathaus durch seine schiere Wucht geworden sein, zu einem Wahrzeichen der Stadt, auf das sich eine Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger verständigen könnte, ist es hingegen bei ehrlicher Betrachtung eigentlich nie geworden.“ Es müsse deswegen eine wohl begründete und auf Fakten basierende Entscheidung getroffen werden. „So wie vor einem halben Jahrhundert unsere Vorgänger in bester Absicht ein Zeichen für Ahlens Zukunft gesetzt haben, so wollen wir das unter den Voraussetzungen des 21. Jahrhunderts heute wieder tun und unser Projekt starten: Klimafreundlich, generationengerecht und aufgestellt für die digitale Arbeitswelt.“
Keine gute Idee sei es, den Plan-B-Beschluss zu Fall zu bringen, gab Berger zu bedenken. Es träte für weitere Jahre Stillstand ein, der unnötig städtisches Geld und die Gesundheit der Beschäftigten kostete. Die Alternative zum Neubau wäre nur zweitbeste Lösung. „Jede Sanierung von Rathaus und Stadthalle kann nur Fehler der Vergangenheit kaschieren und ausbessern.“
Der Bürgermeister verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Bürgercampus die Bürgerinnen und Bürger der Stadt einen und nicht trennen soll. „Meine Vorstellung ist es, einen stadtbildprägenden, zeitgemäßen offenen Treffpunkt für alle Generationen und kulturellen Interessen an herausragendem Ort zu schaffen. Mit Bürgerforum, Kunstmuseum, Kino und Stadthaus sowie einer ansprechenden, auch gastronomisch genutzten Gestaltung des Werseufers, haben wir dazu die einmalige Gelegenheit.“