„Einen gebrochenen Fuß kann jeder Mensch sofort sehen, aber eine seelische Krise oder Verletzung ist äußerlich schwer zu erkennen. Oftmals sind diese Themen mit Scham und einem Gefühl von Schwäche verbunden. Dabei leiden mindestens 20% aller Kinder und Jugendlichen im Alter von 13-17 Jahren an psychischen Gesundheitsproblemen“, so Jennifer Odenbreit, die Schulsozialarbeiterin an der Sekundarschule, die bereits zum zweiten Mal das Projekt „Verrückt? Na und!“ und die externen Partner aus Münster in die Schule geholt hat. In Rollenspielen, Gruppenarbeit und Diskussionen lernten die Jugendlichen verschiedene Warnsignale für seelische Krisen kennen, diskutierten jugendtypische Bewältigungsstrategien und erfuhren, wer oder was helfen kann. Die persönlichen Experten, also Menschen, die selber solche Krisen gemeistert haben, machten deutlich, wie wichtig es ist, sich frühzeitig Hilfe zu holen.
Auch Nina Feldhaus, die Schulsozialarbeiterin des Städtischen Gymnasiums, hat Unterstützung von Profis gesucht, um mit ihren Schülern über Ursachen und Erscheinungsformen sowie Strategien zu sprechen, die im Umgang mit Stress und Druck hilfreich sein können. Dabei wurden allerhand Fragen der Schüler angesprochen und geklärt: Wo liegt der Unterschied zwischen Traurigkeit und Depression? Welche Formen der Angst sind aushaltbar, welche lebenseinschränkend und krankhaft? Was ist „normal“ und wann sollte man sich Hilfe suchen? Die Jugendlichen nahmen typische Stressfaktoren in den Blick, die ihnen in der Schule, Zuhause oder im Freundeskreis begegnen und erfuhren ganz konkret, an wen sie sich wenden können, wenn die eigene Kraft nicht mehr ausreicht. „Wir möchten die Wahrnehmung der Schüler für sich selbst und andere schärfen“, beschreibt Esther Galler, psychologische Beraterin und Kommunikationstrainerin, die Intention ihrer Arbeit mit den Jugendlichen. Ihr Projektpartner Christian Buchweitz, Heilpraktiker für Psychotherapie, ergänzt: „Jeder Mensch reagiert anders auf psychischen Stress. Wir möchten Jugendlichen Informationen geben und Hilfe anbieten, sich selbst und ihr Umfeld empathischer betrachten zu können.“
Die Auswirkung der psychischen Gesundheit und somit die Bedeutung des Themas betonte auch Michael Vorderbrüggen von der VIA Stiftung der Volksbank, mit derer finanziellen Unterstützung die Durchführung der Projekttage ermöglicht wurde: „Mit seelischem Wohlbefinden der Schüler hängt vieles zusammen: positives Klassenklima, gute Schulzeit, größere Chancen auf Schul- und Ausbildungserfolg. Die Schüler sind fitter, gefestigter und kommen mit vielen Herausforderungen besser zurecht. So können sie sich auf die Schule, das Erlangen eines guten Abschlusses und ihre berufliche Zukunft konzentrieren. Deshalb war uns die Förderung dieses Projektes, das im Rahmen der Ahlener Präventionskette umgesetzt wurde, besonders wichtig.“