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„Nein heißt Start für wichtige Stadtentwicklung!"

Bürgermeister Dr. Alexander Berger zum Bürgerentscheid am 8. März.

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

„Wenn nicht jetzt, wann dann – wenn nicht wir, wer sonst?“ sangen die „Höhner“ in ihrem euphorischen Lied, das die deutsche Handball-Nationalmannschaft 2007 grandios durch die Heim-WM zum dritten Titel trug. In den letzten Tagen und Wochen gingen mir die Zeilen immer wieder durch den Kopf, wenn ich an den Bürgerentscheid am Sonntag gedacht habe. Es ist jetzt die Zeit gekommen, Nägel mit Köpfen zu machen und den Stillstand zu überwinden. Das „Nein“ bei der Abstimmung heißt zugleich „Go!“ für das wohl notwendigste Stadtentwicklungsprojekt der 2020er-Jahre. Wir können es uns leisten und es ist überfällig. Erlauben Sie mir, vor der Abstimmung noch einmal Ihre Aufmerksamkeit auf einige wichtige Fakten zu lenken.

Sie alle kennen die Geschichten, die sich um das marode Rathaus und die nicht mehr zeitgemäße Stadthalle ranken. Mit „Tropfsteinhöhle“ ist zu freundlich umschrieben, was die in ihm arbeitenden 250 Beschäftigten Tag für Tag erleben und erdulden müssen. In den Büros herrscht Kälte im Sommer und Hitze im Winter – es klingt verrückt. Aber so sind die Realitäten. Das Vertrauen in den energetisch fragwürdigen Glasfassadenbau ist restlos aufgezehrt. Die, die darin arbeiten müssen, wissen: Die Zukunft liegt in einem funktionalen Gebäude mit klassischer Architektur, einer sogenannten Lochfassade. Mit Fenstern, die sich bei Bedarf öffnen lassen, und einer verlässlichen Wärme- und Kältedämmung.   

Ebenso ist die Stadthalle nicht mehr den heutigen Ansprüchen gewachsen. Das gilt nicht nur für die technischen Aspekte wie nicht vorhandene Barrierefreiheit, fehlende Anliefermöglichkeiten und nicht nachrüstbares aufsteigendes Gestühl. Auch die Kunden wünschen sich einen multifunktionalen Neubau, der den zeitgemäßen Bedürfnissen und Ansprüchen an eine moderne Versammlungsstätte erfüllt. Die dazu in dieser Woche veröffentlichte Markt- und Bedarfsanalyse hat dies eindrucksvoll bestätigt.

Selbst der notorisch verwaltungs- und poltikkritisch eingestellte Bund der Steuerzahler kommt zu der Einschätzung: Ein Neubau von Rathaus und Stadthalle ist über die Betriebszeit gerechnet die wirtschaftlichste Variante. Wer insofern am Sonntag mit „Nein“ stimmt, ermöglicht damit eine in die Zukunft weisende Lösung, die dem Gebot der wirtschaftlichen Vernunft und ökologischen Verantwortung gerecht wird.

Finanziell betrachtet ist das Neubauvorhaben leistbar, ohne an anderer Stelle auf etwas verzichten zu müssen. Er schlüge mit rund 60 Millionen Euro Investitionen zu Buche, was in derselben Höhe liegt wie eine etwaige Sanierung. Bei einem - wohlgemerkt - angenommenen Zins von 2,5 Prozent und dreißigjähriger Zinsbindung würde der Haushalt im ersten Jahr mit 3,5 Millionen Euro in Anspruch genommen, in jedem weiteren Jahr verringerte sich der Ansatz um jeweils 50.000 Euro. In den Jahren 2018 bis 2023 erwarten wir im Finanzhaushalt durchschnittliche Überschüsse von drei bis fünf Millionen Euro. Diese Überschüsse übersteigen nicht nur die für die Rathausfinanzierung erforderlichen Mittel, die Stadt behält auch ausreichend Spielraum, zusätzlich und ohne Neuaufnahme Altkredite zu tilgen. Das haben wir zusammen mit der NRW.Bank sehr konservativ gerechnet. Bitte bedenken Sie, dass das tatsächliche Zinsniveau auf dem Finanzmarkt sich derzeit bei weniger als einem Prozent bewegt. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Die von manchen ins Feld geführte Sanierung von Rathaus und Stadthalle könnte Fehler aus der Vergangenheit bestenfalls kaschieren und zwingt zu teuren Kompromissen, die nachfolgende Generationen belasten. Trotz Abbruch des Betongerüstes ist ein Neubau sowohl aus Sicht des Klimaschutzes als auch der Wirtschaftlichkeit günstiger. Wenn das Betongerüst aufgrund der statischen Abmessungen seine Aufgabe nach eventueller Sanierung nur suboptimal erfüllen kann, dann wäre es verantwortungslos, die Sanierung aus reinem Selbstzweck zu fordern. Zu deutlichen Kostenersparnissen führt die Reduzierung von jetzt 14.000 Quadratmeter Fläche im bestehenden Rathaus auf nur noch 8450 erforderliche Quadratmeter im neuen Rathaus – bei gleichzeitiger Unterbringung aller Fachbereiche und Wegfall des Baudezernates an der Südstraße.

Um die Neubauentscheidung zu unterstützen, bedarf es keines Mutes. Denn Mut benötigt nur derjenige, der sich in ein Abenteuer begibt. Der vom Rat nach langem Ringen und mit 36:7 Stimmen getroffene Neubaubeschluss ist faktensicher begründet und skizziert alles andere als ein riskantes Vorhaben. Als deutlich unwägbarer sind die Risiken zu beurteilen, die bei einer möglichen Sanierung drohen. Wer den Neubau an städtebaulich vernünftiger Stelle will, den bitte ich um ein „Nein“. 

Für die Stadt Ahlen kann vom 8. März eine bedeutende Botschaft ausgehen. Nämlich das Signal, nach einer langen Phase des Problematisierens nun endlich damit anzufangen, kreativ und mit Freude das Neue „anzupacken“. Rathaus und Stadthalle sollen die Bürgerinnen und Bürger einen und nicht trennen. Ich habe die Vorstellung, einen stadtbildprägenden, zeitgemäßen offenen Treffpunkt für alle Generationen und kulturelle Interessen an herausragendem Ort zu schaffen: Mit funktionaler Stadthalle, Kunstmuseum, Kino und neuem Rathaus sowie einer ansprechenden, auch gastronomisch genutzten Gestaltung des Werseufers haben wir dazu die einmalige Gelegenheit. Wer sonst sollte es machen, wenn nicht wir?

Die letzten Zeilen des Höhner-Songs lauten so schön: „Es wird Zeit, komm wir nehmen das Glück in die Hand.“ Tun auch Sie das! Nur wer abstimmt, kann Einfluss nehmen auf die Entscheidung. Gehen Sie am Sonntag in Ihr Stimmlokal und sagen „Nein“ gegen anhaltenden Stillstand und unvernünftige Steuerverschwendung.

Ihr Bürgermeister
Dr. Alexander Berger

Foto: Dr. Alexander Berger

Dr. Alexander Berger