„Unsere Gastgeber berichteten, dass in allen besuchten Städten mit den Neubauten ein Schub für die Innenstädte eingesetzt hat. Das verspreche ich mir auch in Ahlen vom Neubau eines Bürgercampus aus Stadthaus und multifunktonalem Bürgerforum“, fasste Bürgermeister Dr. Alexander Berger seine Eindrücke im Anschluss zusammen. Ahlen sei gut beraten, diesen Beispielen zu folgen. Dem Stillstand in der Rathausfrage müsse eine Absage erteilt und ihm stattdessen machbare Visionen für die Zukunft entgegengesetzt werden.
Die am nördlichen Rand des Ruhrgebiets gelegene Stadt Gladbeck hat 2006 ein neues Rathausgebäude in Betrieb genommen, nachdem die Sanierung zweier aus den 1970er-Jahren stammender Rathaustürme gescheitert war und diese abgerissen worden sind. Anstelle der grauen Türme ist ein Gebäude in verspielter Backsteinoptik getreten, das in der Öffentlichkeit unumstritten war uns ist, sagte Gladbecks Baustadtrat Dr. Volker Kreuzer und fügte hinzu: „Die Architektur ist zeitlos, was die Bevölkerung auch wünscht.“
Der Abriss der alten Bürotürme und die Errichtung des gefälligen Neubaus sei „Stadtreparatur, die Erfolg geworden ist.“ Die öffentliche Hand habe eine Vorbildfunktion, was das Bauen angehe, gab Kreuzer den Ahlener Gästen mit auf den Weg. „Das strahlt aus und hat auch zu tun mit Bürgerstolz.“ Die Diskussion um den Neubau habe im Rat der Stadt Gladbeck zu einem einstimmigen Votum geführt. Dazu beigetragen habe auch die Bürger- und Mitarbeiterbeteiligung. Rund 230 Beschäftigte gehen in dem Neubau heute ihrer Arbeit nach. Die Standardbüros bieten ca. 12 Quadratmeter Fläche. Trennbar und flexibel sind die Raumwände, um auch künftig auf sich verändernde Anforderungen reagieren zu können, was Kreuzer „die Rückfahrkarte in die Zukunft“ nennt. Variabilität sei unverzichtbar, damit folgende Nutzergenerationen nicht die Frage stellen müssten: „Der alte graue Mann, was hat er sich dabei gedacht?“
Abriss und Neubau wurden in Gladbeck mit dem Partner Hochtief ausgeführt. Mit bedeutenden Kosten- und Effizienzvorteilen sei die auf 25 Jahre geschlossene Partnerschaft verbunden gewesen. Abriss und Neubau dauerten nur 18 Monate, „was für ein Projekt dieser Größenordnung ein ungewöhnlich kurzer Zeitraum ist“, so Gladbecks Stadtbaurat. Voraussetzung hierfür sei hohe Disziplin während der Bauphase, in der keine Sonderwünsche auftreten dürften. Schon in frühester Planungsphase sei zudem die Mitarbeiterbindung von großer Bedeutung gewesen. „Ein Kriterium ist, wie wohl fühle ich mich am Arbeitsplatz“. Dass sich die Menschen in Gladbeck mit dem Rathaus wohlfühlen, sei offensichtlich. Der Willi-Brandt-Platz zwischen historischem Rathaus und Neubau sei heute mehr als früher beliebter und belebter Treffpunkt zu allen Jahreszeiten.
Große Zufriedenheit mit dem Neubau herrscht auch im niederrheinischen Goch, wo Bürgermeister Ulrich Knickrehm die Gruppe um den Ahlener Rats- und Verwaltungschef im Ratssaal begrüßte. Der abgewinkelte Neubau steht im Schatten des historischen Rathauses, an einer Stelle, wo sich früher eine Brache befand. Auch in Goch setzte der Neubau Energien frei. „Städtebaulich haben wir eine massive Aufwertung erlebt“, so Gochs Bürgermeister. Ein Ruck sei durch die Bevölkerung gegangen, Investoren haben attraktive Gebäude in die Umgebung gesetzt, der Uferbereich des Flusses Niers wurde aufgewertet. Das Projekt Rathaus sei von den Menschen akzeptiert worden, wozu auch die fußbodentiefen Fenster beigetragen haben. „Sie bringen nicht nur viel Licht ins Haus, sie öffnen es auch transparent und man kann sehen, wo was passiert.“
Mit wenigen Ausnahmen wird das Haus komplett natürlich gelüftet. Der Verzicht auf eine Klimaanlage spare erheblich Energiekosten. „Das Gebäude ist auch Zeichen der Wertschätzung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Knickrehm. Deren Wünsche seien bei der Planung von Lüftung und Akustik berücksichtigt worden, denn: „Sie sind es, die hier wohnen.“ Gochs erster Bürger ist froh, dass es mit dem Neubau so gekommen ist. Im Entscheidungsprozess sei man auch auf Widerstände gestoßen. „Es gibt immer welche, die dagegen sind, es sich nicht vorstellen können oder andere Vorschläge machen.“ Das, so Ulrich Knickrehm, müsse man dann eben aushalten.
Zur Belebung der Ahauser Innenstadt hat wie in Goch und Gladbeck ein neues Gebäude geführt. Erster Beigeordneter Thomas Hammwöhner führte die Besucher aus dem südöstlichen Münsterland durch das „Kultur Quadrat Ahaus“, das Stadthalle und Stadtbücherei vereint. Angeschlossen sind in benachbarten Gebäude die Musikschule und die Volkshochschule. Erhebliche bis dato unbekannte Mängel der alten Stadthalle seien erst während des Abrisses entdeckt worden. „Das war ein guter Entschluss, alles andere hätte uns böse eingeholt“, ist Hammwöhner glücklich, dass die Stadt auf eine Neubaulösung gesetzt hat. „Zu vollster Zufriedenheit“ werde diese nun seit drei Jahren betrieben. 700 bis 1000 Menschen bietet sie Platz, je nach Bestuhlung. Das großzügige Foyer lässt sich abteilen und für Veranstaltungen separat nutzen. Die Akustik der neuen und komplett barrierefreien Halle sei so gut, dass sogar professionelle Tonaufnahmen dort stattfinden, sagte die Kulturfachbereichsleiterin der Stadt Ahaus, Dr. Margret Karras. Ergänzt wird die Stadthalle durch die integrierte Stadtbücherei, die sich zu einem zwanglosen Aufenthaltsort ohne Konsumzwang entwickelt habe.