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Schon 2011 lautete die Empfehlung: Neubau vor Sanierung

„Nicht zu halten ist die von den Befürwortern eines Bürgerbegehrens verbreitete Vorstellung, die Sanierung des Rathauses käme günstiger als ein Neubau“, kommentiert Bürgermeister Dr. Alexander Berger Zahlen, die er am Mittwoch den Trägern des Bürgerbegehrens zur Verfügung gestellt hat.

Entsprochen hat Berger deren Bitte um Überlassung von mehr als acht Jahre alten Unterlagen, in denen die Stadt die Frage prüfen ließ, ob die Sanierung der Rathausfassade oder ein kompletter Neubau die günstigere Variante sei.

Beantragt hatte die Einsichtnahme die Interessengemeinschaft „Rathausfreunde“, die sich für das Bürgerbegehren gegen einen Neubaubeschluss des Rates der Stadt Ahlen einsetzt. Am 4. Juli hatte dieser mit 36 zu 7 Stimmen nach langer und intensiver Diskussion entschieden, das Rathaus und die Stadthalle abzureißen und an ihrer Stelle einen Bürgercampus aus Stadthaus und Multifunktionshalle neu zu errichten.

Ausgehändigt hat die Stadt Ahlen dem Sprecher der IG, Hans Dieter Hanses, aus dem Januar 2011 stammende und vom Büro ISFM erarbeitete Unterlagen zum Planungsprozess „Entwicklung Rathaus“. Ergänzend fügte die Stadt ein Schreiben des Architekten Prof. Parade vom Juni 2011 hinzu, in dem dieser ein Angebot für eine Sanierungsplanung unterbreitet hatte. Die Stadt Ahlen verfolgte dieses Angebot seinerzeit nicht weiter und verzichtete darauf, von dem Erbauer des Rathauses eine Sanierungsplanung anzufordern.

Bürgermeister Berger weist in seinem Schreiben an Hanses auf die Empfehlung hin, die das Institut ISFM im Jahr 2011 gab: „Die Neubauvarianten sind jedoch bei einer Realisierung von Investitionsmaßnahmen einer möglichen Sanierung vorzuziehen“, schlussfolgerten die Fachleute unter Ziffer 9 ihres Gutachtens. Für die günstigste Sanierungsvariante einschließlich Stadthalle wies dieses 20,3 Mio. Euro aus, die günstigste Neubauvariante sollte danach ca. 17 Mio. Euro kosten (kleinerer Neubau Rathaus unter Beibehaltung und Ertüchtigung des Baudezernates sowie Autarkstellung der Stadthalle).

Die aus 2011 stammenden Betrachtungen seien von der Stadt nicht weiter verfolgt worden, weil deutlich geworden sei, dass die Überlegungen zu einer Sanierung vorrangig auf die marode und abgängige Außenhülle sowie Teile der Haustechnik zielten. „Dies ist nach heutiger Kenntnis nicht ansatzweise auskömmlich, um die Gebäude für weitere 60 Jahre zu ertüchtigen“, heißt es in der Einschätzung, die Berger Sanierungsbefürworter Hanses mitgeteilt hat.

Entscheidend für die Neubetrachtung ab dem Jahre 2013 sei „die elementare Erkenntnis, dass die alleinige Betrachtung der Investitionskosten keine zukunftsfähige Entscheidung ermöglicht.“ Somit seien ab 2013 Gutachten erarbeitet worden, die nicht nur die Investition sondern den Lebenszyklus in den Mittelpunkt stellen, um zum Beispiel die Folgekosten und auch die Auswirkungen auf den Klimaschutz beurteilen zu können. Diese fundierte Betrachtung sei Grundlage gewesen der politischen Entscheidung des Rates im Dezember 2013 und wurde entsprechend auch der dem Beschluss von 4. Juli zugrundeliegenden Vorlage beigefügt.
 
„Im Ergebnis führten die aus dem Jahr 2011 vorliegenden Unterlagen zu keinem Ziel und wurden von daher zwar als Orientierung betrachtet, aber nicht als Entscheidungsgrundlage weiter entwickelt“, schließt Bergers Schreiben.