Paßmanns Initiativen seien nie weltfremde Ideen gewesen, stellt der Bürgermeister fest. „Es war alles praxisnah, was Sie vorschlugen.“ Berger bedauert, dass der Vorsitzende mit der ehrenamtlichen Beiratsarbeit nun aufhört. Im März 1987 nahm er noch als einfaches Mitglied an seiner ersten Sitzung in diesem Gremium teil. Das Wort des früheren Chefs des Arbeitskreises Behindertenpolitik in der DGB-Region Münsterland hatte damals schon Gewicht. Dass er im Beirat alleine nicht viel hätte ausrichten können, ist Paßmann wichtig zu sagen. Im Tandem mit seinem verstorbenen früheren Stellvertreter Hans-Jürgen Vicariesmann seien die Erfolge erst möglich geworden. „Wir waren ein sehr gutes Gespann“, legt Paßmann Wert auf die Feststellung, dass für ihn Beiratsarbeit immer Teamarbeit bedeutet habe.
Stolz ist Friedel Paßmann auf sein inniges Verhältnis zu seinem früheren Chef Heinrich Winkelmann. „Mit dem Senior verband mich wirklich viel. Er war einer meiner größten Unterstützer.“ Es war Winkelmann, der Paßmanns Bemühungen tatkräftig und finanziell förderte, um das Alte Rathaus als Sitz der Volkshochschule mit einem barrierefreien Aufzug auszustatten. In Politik und Stadtverwaltung sei er mit seinen Anliegen stets auf offene Ohren gestoßen. Zum Beispiel bei Umweltbetriebsleiter Bernd Döding. „Wenn ich eine Idee hatte, sagte Bernd: ‚Komm, wir fahren los und schauen uns das an.`“ Mit Stadtbaurat Andreas Mentz habe er ebenfalls immer in regem Austausch gestanden. Barrierefreier Umbau des Marktplatzes, Sitzbänke für die Fußgängerzone oder die Rampenanlagen im Stadtpark seien Ergebnisse dieser Zusammenarbeit.
Sehr betroffen habe den Vorsitzenden des Beirats für behinderte Menschen die Verlegung von Stolpersteinen im Jahre 2019 gemacht. In Erinnerung an Ahlener Bürger, die in der NS-Terminologie als „lebensunwert“ galten und in Heilanstalten ermordet worden sind, ließ die Stadt entsprechende Steine unter anderem vor dem Vinzenz-Wohnheim und an der Rottmannstraße verlegen. „Diese furchtbaren Beispiele zeigen, dass wir Anliegen behinderter Menschen unbedingt sichtbar machen müssen“, verlangt Paßmann. Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen gehörten in die Mitte der Gesellschaft und nicht an ihren Rand, „an dem sie ansonsten schnell aus dem Blick zu verschwinden drohen.“
Auch wenn er bald nicht mehr dem Behindertenbeirat vorsitzen wird, so will Friedel Paßmann künftig nicht die Hände in den Schoß legen. Der passionierte Gewerkschafter wird sich weiter einmischen und mit gutem Rat behilflich bleiben. Zurzeit bereitet er Gespräche mit dem Arbeitgeberverband über die Einstellung schwerbehinderter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor. Seine Stimme wird also auch künftig Gehör finden: für eine Gesellschaft, in der niemand zurückgelassen wird.