Im Mittelpunkt der Ahlener Gedenkstunde stand in diesem Jahr der 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Die Generation der Zeitzeugen werde „vielleicht zum letzten Mal die Gelegenheit haben, weithin vernehmbar ihre Stimme zu erheben“, sagte Harman. Der Volkstrauertag sei daher „Anlass, die Vergangenheit zu befragen, um Lehren für die Gegenwart zu ziehen“.
Als besonderer Gast war Guy Altmeisch, Bürgermeister der luxemburgischen Partnerstadt Differdingen, nach Ahlen gekommen. Harman würdigte die 43-jährige Städtepartnerschaft als „wesentlichen Teil der deutsch-luxemburgischen Aussöhnung nach zwei Weltkriegen“. Zwischen beiden Ländern hätten die Kriege „tiefe Wunden hinterlassen“, doch aus dem Leid sei „Verständnis, Vertrauen und Freundschaft“ entstanden.
„Heute verbindet unsere beiden Länder nicht mehr Feindschaft, sondern enge Nachbarschaft“, sagte Harman und unterstrich: „Nie wieder Krieg. Nie wieder Hass. Sondern gemeinsames Erinnern und gemeinsames Gestalten eines friedlichen Europas.“ Der Bürgermeister erinnerte ausführlich an die deutsche Besatzung Luxemburgs in beiden Weltkriegen sowie an das Schicksal der jüdischen Bevölkerung. Die nationalsozialistische Herrschaft habe die Identität eines ganzen Landes auslöschen wollen. „Viele Luxemburgerinnen und Luxemburger leisteten mutig Widerstand“, hob Harman hervor.
Mit Blick auf die Gegenwart zitierte Harman Luxemburgs früheren Außenminister Jean Asselborn: „Die Europäische Union ist nicht hundertprozentig perfekt. Aber wir haben immerhin 80 Jahre erlebt, in denen es zwischen den Ländern der EU keinen Krieg gab.“ Das sei Grund zu Dankbarkeit und Verpflichtung zugleich. Angesichts des russischen Angriffskrieges unterstrich er die Solidarität mit der Ukraine. Der Besuch des Bürgermeisters der befreundeten ukrainischen Stadt Khotyn, Andrii Dranchuk, vor zwei Wochen in Ahlen habe gezeigt, wie wichtig internationale Unterstützung sei. Harman schickte ein stilles „Slawa Ukraini“ an die ukrainischen Freunde.
Harman würdigte zudem das heimische Aufklärungsbataillon 7, das traditionell die Ahlener Gedenkfeier begleitet. Die Bundeswehr setze „von Ahlen aus ein aktives Zeichen des Friedenserhalts in Europa“. Mit Blick auf die Verleihung des Westfälischen Friedenspreises 2026 an die NATO sagte er: „Die Jury würdigt die NATO als Stabilitätsanker in einer Zeit globaler Unsicherheiten.“
Zum Abschluss rief der Bürgermeister zur Teilnahme an der Haus- und Straßensammlung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf. „Unterstützen Sie das Anliegen der Versöhnung über den Gräbern. Schon eine kleine Gabe trägt dazu bei“, sagte Harman. Die Gedenkstunde wurde musikalisch vom Musikverein Vorhelm begleitet, der zum Abschluss die Europahymne sowie die Nationalhymnen Luxemburgs und Deutschlands spielte.



