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Gläubige in ganz Deutschland verfolgten Bürgermeisterwahl mit Spannung

| Politik | Rathaus

Für Mor Philoxenus Mattias Nayis, Erzbischof und Patriarchalvikar der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien in Deutschland, ist die Zahl 13 eine besondere Glückszahl. Genau 13 Jahre nach seiner Bischofsweihe besuchte er Ahlens Bürgermeister Matthias Harman im Rathaus und überbrachte persönlich die Glückwünsche der syrisch-orthodoxen Gemeinschaft zu dessen Wahl. „Die gesamte aramäische Gemeinschaft in Deutschland ist stolz auf Dich“, sagte Nayis.

Nach seinem Kenntnisstand sei Matthias Harman der erste Aramäer, der in Deutschland an die Spitze einer Kommune gewählt worden ist. Entsprechend groß sei die Spannung innerhalb der Gemeinde am Wahlabend gewesen, wie sich die Wählerinnen und Wähler in Ahlen entscheiden würden. Der deutliche Sieg Harmans in der Stichwahl habe bundesweit für Freude gesorgt.

Mit Glück habe dieser Erfolg allerdings wenig zu tun, betonte der Erzbischof. Vielmehr sei er Ausdruck des guten und gewachsenen Miteinanders in der Stadt. „Seit mehr als fünfzig Jahren leben Aramäer in Ahlen, sie sind ein fester Bestandteil der Stadtgesellschaft“, so Nayis. Menschen aramäischer Herkunft leisteten in allen Bereichen einen wichtigen Beitrag zum Wohlstand der Stadt. Den Begriff „Integration“ vermeide er bewusst: Aramäisches Leben gehöre in Ahlen selbstverständlich dazu. Die Grundlagen für das heute gute Miteinander legte bereits Harmans Vater Josef, der über viele Jahrzehnte als Erzpriester in Ahlen wirkte und den aus der Türkei und Syrien zugezogenen Christen beim Ankommen in ihrer neuen Heimat zur Seite stand.

Wie sehr der „Segen Gottes“, den Erzbischof Nayis dem Bürgermeister spendete, in den kommenden Jahren gebraucht werde, machte Harman in einem kurzen Ausblick auf die bevorstehenden Aufgaben deutlich. Vorrangig sei es, gemeinsam mit Politik und Verwaltung die städtischen Finanzen zu sanieren und die Stadtentwicklung entschlossen voranzutreiben. „Ich will die Kräne sich drehen sehen“, sagte Harman und machte damit deutlich, wie dringend Ahlen neue Wohn- und Gewerbegebiete benötige.

Erzbischof Nayis, der in Begleitung von Mitgliedern des Diözesanrates – darunter die Ahlener Jakob Dakin und Ibrahim Tunc – in die Wersestadt reiste, verbindet mit Ahlen positive Erinnerungen. Mehrfach war er hier zu Gast und begleitete alle Phasen des Kirchenneubaus an der Beckumer Straße. Er nahm nicht nur die Baugenehmigung persönlich entgegen, sondern zelebrierte im Jahr des 800-jährigen Stadtjubiläums auch die feierliche Einweihung.

Dass sich in syrisch-orthodoxen Gemeinden besonders viele junge Menschen engagieren, führt Bürgermeister Harman auch auf das Wirken des Erzbischofs zurück. „Er hat eine konservative Kirche auf konservative Art modern gemacht“, beschreibt Harman dessen Leistung. Sichtbares Zeichen dafür sei unter anderem die Gründung der „SOKAD Jugend“, des offiziellen Jugendverbandes der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien in Deutschland. Die Initiative dazu war eine der ersten Amtshandlungen von Mor Philoxenus Mattias Nayis. Sein Leitsatz „Die Jugend ist die Zukunft und das Fundament der Kirche“ sei auch für Ahlen wegweisend, betonte Harman: „Wenn wir Ahlen zukunftsfest machen wollen, geht das nur unter Einbeziehung der jungen Generation.“

Zum Abschluss seiner Visitation stellte der Erzbischof die Menschen in Ahlen, Dolberg und Vorhelm unter den Schutz Gottes: „Ein gesegnetes Jahr für Ahlen und den neuen Bürgermeister.“


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