Es ist kurz nach halb sieben an einem warmen Sommermorgen in Ahlen. Die Sonne steht schon am Himmel, die Stadt erwacht langsam – doch für Martin Gries von den Ahlener Umweltbetrieben (AUB) ist jetzt Arbeitsbeginn. Heute nehmen wir Platz in seinem Wagen, um ihn bei einer seiner regelmäßigen Kontrollfahrten zu begleiten. Mehrmals pro Woche steuert er Containerstandorte, Mülleimer und bekannte „Hotspots“ an. Immer mit einem wachsamen Blick: Was landet hier, und vor allem – wer hat es hier abgeladen?
Der erste Fund lässt nicht lange auf sich warten
Kaum am ersten Mülleimer angekommen, steckt dort kopfüber ein schwarzer Müllsack. Hausmüll, eindeutig. „Das ist mittlerweile Standard“, sagt Gries, während er den Sack herauszieht und öffnet. Zwischen Verpackungen und Essensresten blitzt Papier auf – mit vollständiger Adresse. „Da bekommt jemand Post vom Ordnungsamt.“ Nur wenige hundert Meter weiter wiederholt sich die Szene – gleicher Absender.
Dokumentieren, melden, aufräumen
Jeder Fund wird fotografiert, protokolliert und direkt ans Ordnungsamt gemeldet. Parallel informiert Gries die Kollegen der Stadtreinigung, damit der Müll schnell abgeholt wird. So bleiben die Plätze nicht tagelang verschandelt und für Nachahmer „einladend“.
Müllberge hinter Containern
Am nächsten Stopp wird klar: Hier geht es um mehr als überfüllte Mülleimer. Hinter den Containern türmen sich Säcke, dazwischen liegen Kinderspielzeug, Sperrholzplatten – und ein Haufen Maisreste. „Hier brauchen wir Verstärkung“, sagt Gries ins Telefon. Wenig später fährt ein Pritschenwagen vor. Handschuhe an, Müllsäcke auf – und wieder dieser unverkennbare Geruch. Fliegen schwirren auf, während die Mitarbeiter den Inhalt durchsuchen. Neben verdorbenem Essen finden sie Akkus, Farbdosen und Elektroschrott – Dinge, die nicht nur illegal, sondern auch gefährlich sind. „Genau das ist der Grund, warum manchmal unsere Müllfahrzeuge brennen“, erklärt Gries.
Trefferquote hoch – Problemstellen im Blick
Heute bringt die Suche mehrfach Erfolg: Briefe, Quittungen, Dokumente – alles mit eindeutigen Namen und Adressen. Die Erfahrung zeigt: Wo regelmäßig kontrolliert wird, ändert sich das Bild. „Manche Brennpunkte sind inzwischen deutlich sauberer“, sagt Gries. „Denn jeder Müllsack zieht weitere an. Steht einmal was da, verlieren viele die Hemmung, ihren Kram dazuzustellen.“
Das Problem ist nicht nur optisch. Rabenvögel reißen Tüten auf, Lebensmittelreste locken Wespen und Ratten an. Schadstoffe gelangen in den Boden – und damit mitten in unser Lebensumfeld.
Sperrmüll, der sich wundersam vermehrt
Zum Ende der Tour geht es in die Nähe der Innenstadt. Hier ist Sperrmüll angemeldet – vier Kubikmeter. Vor Ort sind es acht, darunter Hausmüll und Elektroschrott. „Das ist ein Paradebeispiel für die wundersame Vermehrung von Müll“, sagt Gries trocken. „Bis zur Abholung haftet derjenige, der den Sperrmüll angemeldet hat.“
Bilanz eines Vormittags
Nach knapp drei Stunden ist der Pritschenwagen voll – rund 200 Kilogramm illegal entsorgter Abfall. Fünf Mal konnten heute konkrete Verursacher ermittelt werden.
Illegale Müllentsorgung ist kein Kavaliersdelikt. Sie kostet die Stadt bares Geld, schadet Umwelt und Stadtbild – und sie ist eine ständige Herausforderung für die AUB-Mitarbeitenden. Deren Arbeit erfordert nicht nur Besen und Schaufel, sondern auch detektivisches Gespür – und manchmal einen ziemlich starken Magen.









