„Die Zeche ist längst zu einer Landmarke mit Ausstrahlung in die Region geworden“, betont Ahlens Bürgermeister Dr. Alexander Berger. „Was viele als Niedergang der Stadt befürchteten, hat sich als Ausgangspunkt für Innovation und Gemeinschaft erwiesen.“ In den historischen Gebäuden der Zeche, darunter Lohnhalle und Weißkaue, haben sich moderne Unternehmen und Bildungseinrichtungen angesiedelt. Ob Pflegeausbildung, Schülerlabore wie PhänomexX oder kreative Workshops: Die einstige Arbeitsstätte von Bergleuten ist heute eine Kaderschmiede für Zukunftsbranchen.
Auch das Freizeitangebot auf dem Gelände kann sich sehen lassen. Die Schwarzkaue beherbergt mit „Rockvibes“ eine der höchsten Indoor-Kletteranlagen der Region. Direkt nebenan lockt die „Soccerkaue“ Fußballbegeisterte mit Kunstrasenplätzen. Wer es ruhiger mag, genießt den Werseradweg oder macht eine Pause auf dem Zechendamm mit bester Aussicht auf das Gelände. Ebenso ist ein Ausflug auf die Bergehalde mit Blick über den südlichen Kreis Warendorf eine beliebte Attraktion. Fotografisches Gedächtnis der Zechengeschichte ist der „Jupp-Foto-Club“, dessen Archiv Aufnahmen aus über 100 Jahren umfasst und dessen Räume am Glückaufplatz besucht werden können. Die Sammlung besteht aus ca. 25.000 Fotos, Dokumenten und Karten und bezieht sich im Wesentlichen auf das Steinkohlenbergwerk und die Kokerei Westfalen inklusive der Bergarbeiterkolonie im Ahlener Süden- und Ostenstadtteil.
Regelmäßig verwandeln sich die historischen Hallen in Konzert- und Eventlocations, etwa bei „Rock am Schacht“. Märkte, Fotoworkshops oder Stadtteilläufe sorgen für ein buntes Veranstaltungsprogramm und verbinden Vergangenheit mit Gegenwart. Die Geschichte des Montanstandortes bewahren mit großem ehrenamtlichem Engagement der Bergbautraditionsverein und der Förderverein Fördertürme. Auf Wunsch traut das Standesamt der Stadt Ahlen Heiratswillige im Grubenwehrmuseum. Das Ja-Wort lässt sich in der Schwarzkaue oder der Strecke, einem nachgebildeten Grubenbau, geben. Gefeiert werden kann dann ausgelassen und stilvoll im früheren Lokschuppen.
Die Zeche Westfalen zeigt eindrucksvoll, wie aus dem Ende einer Ära ein neuer Anfang entstehen kann. „Sie steht heute für Fortschritt, Vielfalt, Gemeinschaft und bleibt dabei tief mit der Geschichte unserer Stadt und der ganzen Region verbunden“, so Bürgermeister Berger. Auch im Umland hat sich auf früheren Bergbauflächen etwas getan. Ein Solarpark auf Schacht 3, ein Friedwald dort, wo einst Schacht 6 stand, aufgeforstet zu einem jungen Wald der Schacht 7.
Am 1. Juli 2000 wurde der aktive Betrieb der Zeche Westfalen eingestellt. Im Verbund mit der Stadt Ahlen und der Mittelstandsinitiative Ahlen gründete sich im März 2004 die Projektgesellschaft Westfalen, die das Gebäude Lohnhalle/Waschkaue im selben Jahr kaufte und zu einem neu genutzten Gewerbezentrum umbaute. Während Schächte verfüllt, bergbauspezifische Gebäude abgerissen und denkmalwürdige Bestandteile erhalten wurden, entstand ein Folgenutzungskonzept für die Zeche Westfalen. Mit dem Starterprojekt, dem Umbau der Lohnhalle und Kaue, entstand ein neues einzigartiges Zentrum. Das Stadtteilbüro im Herzen der Kolonie organisiert heute im Ahlener Südosten den Zusammenhalt der Menschen, deren Lebensläufe noch häufig geprägt sind von der Ära des Bergbaus.
Mit Fertigstellung und Freigabe des ersten Bauabschnitts der Osttangente im Juli beginnt für das Gelände wieder einmal ein neues Kapitel in seiner wechselvollen Geschichte. „Unsere Zeche wird dann viel besser zu erreichen sein, was sich Unternehmen immer gewünscht haben“, blickt Berger in die nahe Zukunft. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen werde absehbar zunehmen und der Entwicklung „auf Westfalen“ weiteren Schwung verleihen.

